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Meine ehrliche Hausgeburterfahrung
Du bist schwanger und spielst mit dem Gedanken einer Geburt in den eigenen vier Wänden? Oder du bist einfach nur an der Thematik interessiert? Dann aufgepasst: Im Folgenden schildere ich meine ganz persönliche und ungetrübte Hausgeburtserfahrung.
Für manche ist sie das absolute Ideal, für andere ein rotes Tuch. Für mich war sie trotz Beinahe-Bandscheibenvorfall (dazu später mehr) das einzig Wahre und Richtige.
Schon mit dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand war mir klar, dass diese Geburt eine natürliche, sanfte und ungestörte Geburt werden sollte. Sprich, ohne Medikamente und unnötige invasive Eingriffe.
Das erwartet euch
Die richtige Hebamme finden
Ich fing bereits in den ersten Schwangerschaftswochen an, mich ausführlich über außerklinische Geburten zu informieren. Da hieß es dann erst einmal für ein paar Tage herumtelefonieren, nach Kapazitäten in Geburtshäusern fragen und mich allgemein mit dem Thema und den Bedingungen einer außerklinischen Geburt auseinanderzusetzen.
Als ich dann feststellen musste, dass die Geburtshäuser – in Köln z. B. gibt es mittlerweile zwei davon – bis einen Monat nach meinem errechneten Geburtstermin (ET) voll belegt waren, verpasste mir das erst einmal einen Dämpfer.
Denn ursprünglich hatte ich eine Geburt im Geburtshaus anvisiert – dem goldenen Mittelweg zwischen Krankenhaus und Hausgeburt. Eine äußerst hilfsbereite Hebamme klärte mich per Telefon darüber auf, dass mir im außerklinischen Bereich praktisch nur noch eine Hausgeburt übrig bliebe. Da musste ich erst einmal kräftig schlucken.
Eine Hausgeburt? Ich?! Sollen wir das wirklich wagen?
Nachdem ich vom Hebammennetzwerk mit meinem Gesuch weitergeleitet worden war und bei meiner Recherche auch selbst auf sie aufmerksam wurde, meldete sich nach wenigen Tagen Monika bei mir. Die Hebamme, die auch unsere Hausgeburt begleiten sollte.
Ein guter Zeitpunkt, denn allmählich meldete sich auch die Frustration bei mir, weil man sich alle Infos zu diesem Thema im Vorfeld selbst zusammensuchen muss. Und dann hatte ich ja die Tage zuvor schon zahlreiche E-Mails verschickt, Telefonate getätigt und auf Mailboxen gesprochen.
Kennenlerngespräch und erster Eindruck
Jedenfalls stand kurz darauf das „Schnuppergespräch” bei meiner Hebamme an. Ich fuhr zu deren Hebammenpraxis, betrat die Räumlichkeiten im Altbaustil und fühlte mich sofort pudelwohl. In dem leicht abgedunkelten Raum tanzte auf einem Holztisch im Vintage-Stil eine kleine Flamme im Teelichtglas. Auch das erste Aufeinandertreffen mit Monika hätte nicht angenehmer verlaufen können. Ich spürte sofort ihre ruhige Aura und die innere Ausgeglichenheit und hatte nach wenigen Minuten sofort das Gefühl: Das könnte die Frau sein, die unser Kind entgegennimmt.
Ich sage bewusst nicht „(…) auf die Welt holt”, da dieser Satz für mich zu invasiv klingt und es ja von Natur her wir (werdenden) Mütter sind, die die Kinder gebären und aus eigener Kraft aus dem Geburtskanal in „die Außenwelt befördern”. Die Hebamme hat bei einer unkomplizierten und reibungslosen Geburt in der Austreibungsphase – ja, hört sich schräg an, aber die heißt wirklich so – nur die Aufgabe, das Kind mit den Händen zu empfangen.
Die Entscheidung ist gefallen
Noch am Tag meines Besuches in der Hebammenpraxis sicherte ich Monika zu, dass ich die Hausgeburt nach Absprache mit meinem Partner gerne mit ihr machen würde. Viele Schwangere, die sich für eine Hausgeburt entscheiden, machen eine Art „Hebammen-Hopping”, um sich ein Bild von mehreren Hebammen zu machen. (Natürlich nur, wenn es das Angebot an Hausgeburtshebammen am Wohnort hergibt.)
Schließlich muss die Chemie stimmen. Denn man begibt sich bei einer Hausgeburt allein in die fachkundigen Hände dieser einen Hebamme. Da ich aber bei Monika von Anfang an ein gutes Gefühl hatte, fiel das Hopping bei mir weg. Ich war letztendlich doch froh, so schnell jemand Passendes gefunden zu haben.
Und das Beste an der Sache: Monika ist eine erfahrene Homöopathin und deckte somit meinen Wunsch nach alternativmedizinscher Behandlung während Schwangerschaft und Geburt ab.
Was wohl der werdende Papa davon hält?!
Vollgepackt mit Broschüren und Flyern trat ich also den Heimweg an. Zuhause angekommen besprach ich meinen Wunsch nach einer Hausgeburt konkret mit meinem Partner. Natürlich hatte ich das Thema der außerklinischen Geburt im Vorfeld schon angeschnitten.
Aber jetzt wurde es ernst.
Ich hatte das Glück, dass mein Partner trotz anfänglich mulmigem Gefühl zustimmte und mir als werdender Mutter die Möglichkeit gab, meiner Intuition und meinem Urinstinkt zu folgen. Ich erinnere mich noch, dass er Monika auf Nachfrage, wie er als künftiger Vater die Vorstellung einer Hausgeburt finde, folgende Begründung nannte:
Und was wir später noch von Monika erfuhren, ist, dass Hausgeburtshebammen im Notfall selbstverständlich Erste-Hilfe-Maßnahmen an Mutter und Kind durchführen können, bis ein Rettungsdienst eintrifft.
Sie besuchen regelmäßig Reanimationskurse und sind in der Lage, einen Säugling im Notfall nach der Geburt mittels Beatmungsbeutel mit Sauerstoff zu versorgen. Auch sind sie fähig, gewöhnliche Dammrisse oder Verletzungen an der Scheide vor Ort zu nähen.
Die Sache war durch, die Hausgeburt dingfest gemacht.
Zumindest unter Vorbehalt. Denn letztendlich muss ein Frauenarzt/eine Frauenärztin den Zustand der Schwangeren und des ungeborenen Babys beurteilen und das „Go” für die Hausgeburt geben.
Denn leider ist man durch eine spezielle Regelung – das sogenannte verpflichtende “Facharztkonsil” – gezwungen, in der Schwangerschaftswoche 40+3 seinen Gynäkologen aufzusuchen. Sonst gibt es versicherungstechnische und gesetzliche Probleme mit dem Resultat: keine Hausgeburt.
Konkrete Zahlen: Was kostet eine Hausgeburt?
Die Geburt an sich wird von deiner Krankenkasse bezahlt. Was nicht bezahlt bzw. nur bezuschusst wird, ist die Rufbereitschaft deiner Hebamme. Denn diese muss ja ca. drei Wochen vor deinem errechneten Entbindungstermin und bis zu zwei Wochen nach dem ET jederzeit für dich erreichbar und einsatzbereit sein.
Zudem müssen freiberufliche (Hausgeburts-)hebammen teure Berufshaftpflichtversicherungen für Betreuung und Geburtshilfe stemmen.
Unsere Hebamme berechnete für ihre Rufbereitschaft eine Pauschale von 850€. Dieser Betrag kann je nach Region und Nachfrage stark variieren. Wir wohnen in einer Großstadt im Bundesland NRW, wo die Nachfrage sehr hoch ist. Meine gesetzliche Krankenkasse erstattete uns nach Einreichen der Rechnung mit 250€ etwas mehr als ⅓ der Rufbereitschaftskosten. Also merkt euch:
Die Rufbereitschaft eurer Hebamme müsst ihr selbst übernehmen. Sie wird von der Mehrheit der gesetzlichen Krankenkassen* i.d.R. aber mit zwischen 200€ und 300€ bezuschusst.
Kalkuliert noch Kosten für Materialien mit ein, die ihr für die Hausgeburt dringend benötigt. Derartige Materialien werden bei einer Klinikgeburt gestellt, ihr müsst sie selbst anschaffen. Eure Hebamme gibt euch eine Checkliste mit.
Auch ein Geburtspool bei einer geplanten Wassergeburt kostet Geld. Diesen könnt ihr entweder gegen Leihgebühr ausleihen oder selbst anschaffen.
*Einige gesetzliche Krankenkassen erstatten dir entweder weniger oder sogar mehr. Der Löwenanteil der gesetzlichen Krankenkassen bewegt sich bei der Bezuschussung der Rufbereitschaft aber im oben genannten Umfang.
Letztendlich ist eine Hausgeburt eine Investition, die man im Rahmen einer „gewöhnlichen Klinikgeburt” nicht tätigen muss. Das finde ich im Grunde sehr schade, da nicht jeder das nötige Kleingeld für eine Hausgeburt hat. Für mich war sie dennoch die lohnendste Investition überhaupt!
Hausgeburt – Vorsorgeuntersuchungen
Meine Erfahrung sagt: Freie Hausgeburtshebammen und zahlreiche Gynäkologen werden wohl keine Freunde mehr. Was mich zu dieser Aussage bewogen hat, erzähle ich euch jetzt:
In regelmäßigen Abständen ging ich nun zu Monika in die Hebammenpraxis oder sie kam zu mir. Sie ließ mir genug Raum und fing auch erst mit dem Tasten an, als wirklich etwas zum Tasten vorhanden war.
Die wenigen Untersuchungen bei meiner Frauenärztin hielt ich so kurz ich konnte, da ich mich in Gynäkologie-Praxen mit all den Gerätschaften und dem nicht gerade einladenden Untersuchungsstuhl nicht wohlfühlte. Zum direkten Vergleich: Bei Monika in der Hebammenpraxis lag ich auf einer angenehmen Lederliege gestützt durch unzählige weiche und farbenfrohe Lagerungskissen – und das im Kerzenschein eines kleinen kuscheligen Raumes.
Ich bemerkte allmählich, wovon die vielen Frauen sprachen, die außerklinisch entbanden und/oder den Großteil ihrer Schwangerschafts- Vorsorgeuntersuchungen bei ihrer Hebamme durchführen wollten: Freiberufliche (Hausgeburts-)Hebammen und Frauenärzte scheinen ziemlich oft miteinander auf Kriegsfuß zu stehen. Zumindest und vor allem dann, wenn sich die Ansichten über die Aufteilung der Vorsorgeuntersuchungen und andere Interessen nicht decken. Meist geht die Anspannung dabei von den Frauenärzten aus – fast schon so, als würde man ihnen etwas wegnehmen wollen. Die meisten Hebammen versuchen derweil, diplomatisch zu sein.
So war es auch bei mir. Zwar war die Gynäkologie-Praxis gewollt, quasi Hand in Hand mit einer Hebamme zusammenzuarbeiten. Aber immer nur im Wechsel und nicht so wie ich das ursprünglich geplant hatte. Ich hätte nämlich am liebsten alle Vorsorgeuntersuchungen – bis auf die kurzen Ultraschalle – bei meiner Hebamme gemacht. Denn schließlich sind die Vorsorgeuntersuchungen die einzige Möglichkeit, seine Hebamme vor der Hausgeburt noch richtig kennenzulernen und ein solides Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Seitens der Frauenarztpraxis wurde sehr viel Unsicherheit gestreut, mir oft Behandlungen aufgedrängt, die ich zuvor mehrmals ablehnte. Auch wurde mit der Machtposition geprahlt, dass man als Frauenarzt/-ärztin das letzte Wort habe und eine Hausgeburt nur stattfinden könne, wenn von diesem grünes Licht gegeben würde. Sticheleien gegen meine Hebamme waren an der Tagesordnung.
Zwar mochte ich anfangs die lockere Art der Frauenärztin und war aufgrund eines Arztwechsels auch dankbar, so zügig in der Praxis aufgenommen worden zu sein. Dennoch fühlte ich mich dort letzten Endes unwohl und bevormundet.
Man musste sich ständig für alles rechtfertigen: Anzahl und Häufigkeit der Termine, Art der Behandlungen, Länge und Intensität der Ultraschalluntersuchungen, um nur ein paar Anhaltspunkte zu nennen.
Es geht los, der ET ist erreicht. Oder doch nicht?
Umso glücklicher war ich, dass die Hausgeburt dann kurz vor der Tür und nichts mehr im Wege stand. Außer der Aussage der Frauenärztin am errechneten Geburtstermin, dass es noch bis zu einer Woche dauern könne und noch keine eindeutigen Anzeichen zu sehen wären. Und das, obwohl ich ihr mitgeteilt hatte, dass sich mein Schleimpfropf kürzlich gelöst hatte. Oftmals ein Zeichen dafür, dass die Geburt kurz bevor steht.
Etwas enttäuscht fuhren mein Partner und ich nachhause. Hatten wir diesen Tag doch so sehr herbeigesehnt. Und dann heißt es: Dauert vermutlich noch etwas.
Zuhause angekommen ließen wir den Tag ausklingen und blieben erstaunlich lange wach, da wir ja aufgrund der Aussagen der Frauenärztin vorerst nicht mit einer Geburt rechneten. (Zwar waren ihre Aussagen ohne Gewähr, aber man vertraut doch insgeheim auf die Grundstimmung eines Facharztes.)
Um ein Uhr nachts legten wir uns todmüde ins Bett und ich wurde zu meiner Überraschung knapp eine Stunde später von einem regelmäßigen leichten Ziehen im Unterleib geweckt.
Ich dachte mir: Super! Ich habe kaum geschlafen und jetzt geht es los, oder wie?!
Ich beobachtete die Wehen noch eine Weile, um keinen falschen Alarm auszulösen. Schließlich rief ich meine Hebamme gegen drei Uhr nachts an. Ich fragte mich, ob sie überhaupt abnehmen würde. Klar, sie hatte Rufbereitschaft, aber um drei Uhr nachts schläft so ziemlich jeder normale Mensch. Aber vermutlich muss man als Hebamme einfach ein offenes Ohr haben (Vorsicht, Wortspiel ;).
Meine Hebamme hob – natürlich – ab und ich erklärte ihr, dass ich schwache Wehen verspürte. Nachdem wir einige Fragen geklärt hatten, beruhigte sie mich und riet mir, mich noch ein paar Stunden hinzulegen und noch etwas zu schlafen. Sie würde gegen Morgen kommen, wenn sich nichts ändert und ich mich wohl dabei fühlte.
Alles okay. Sie weiß ja, wie Geburten so ablaufen, dachte ich mir.
An Schlaf war für mich kaum noch zu denken. Zu groß war die Aufregung und zu groß war die Ehrfurcht vor den Wehen und der Ungewissheit, wie denn eine Geburt eigentlich „funktioniert”. Denn dies war meine erste.
Auch meinen Partner hatte ich nach höchstens zwei Stunden Schlaf aus dem Land der Träume zurückgeholt, um ihm mitzuteilen, dass es allem Anschein nach losginge. Auf ein verdutztes „Echt jetzt?” schlief er wieder seelenruhig ein – typisch Männer :’).
Als meine Hebamme morgens früh kam, überprüften wir zunächst den Muttermund, der bereits einige Zentimeter geöffnet war. Auch der Herzschlag unseres Kindes wurde mit einem kleinen fetalen Doppler abgehört. Alles war in bester Ordnung und meine Hebamme ließ uns gewähren. Am frühen Vormittag kam sie zurück, nachdem ich ihr telefonisch mitgeteilt hatte, dass nun die Fruchtblase geplatzt war.
Interessanter Fakt zum Thema: “Die Fruchtblase ist geplatzt”
Was ich zuvor nicht wusste, ist, dass die Fruchtblase sich nicht in einem großen Schwall entleert, sondern über mehrere Stunden immer wieder kleinere oder größere Mengen Fruchtwasser abgehen.
Auch muss das Anfangsstadium einer Geburt – die Eröffnungsphase – nicht immer mit dem Platzen der Fruchtblase eingeleitet werden wie es im Fernsehen immer so klischeehaft gezeigt wird. Manchmal, so wie bei mir, kündigt sich die Geburt mit den ersten Wehen an und erst im Verlaufe der Wehentätigkeit platzt die Fruchtblase. Teilweise bis zu mehrere Stunden später. Das ist von Geburt zu Geburt unterschiedlich.
Monika überprüfte erneut Muttermund und Herztöne. Der Muttermund hatte sich wieder um einige Zentimeter geöffnet und es ging zunächst gut voran.
Doch dann begann ich, meine Hebamme in ein Gespräch über Gott und die Welt zu verwickeln, und war plötzlich wieder „raus”.
Immerhin konnte ich diese Phase nutzen, um noch etwas Energie in Form von Essen zu mir zu nehmen. Die Abstände zwischen den Wehen wurden wieder etwas größer. Ich merkte, dass ich „mich in mich” zurückziehen musste, um die Geburt körperlich wie gedanklich voranzutreiben. Was ich dann auch tat. Die Stunden verstrichen und die Zeit verschwamm vor meinem inneren Auge.
Ich verbrachte etwa eine Stunde (die sich für mich wie eine Viertelstunde anfühlte) im Pool, den wir uns extra für die Hausgeburt liehen, aufbauten, aufpumpten und mit Wasser befüllten. Also mein Partner, versteht sich.
Ursprünglich war es mein Plan, genau in diesem Pool zu entbinden. Bis ich auf Hinweis meiner Hebamme feststellen musste, dass das Ganze im Pool nichts wurde, da mich das warme Wasser zu sehr entspannte und zu sehr forttrug. Forttrug von meinen Geburtsgedanken. Die Wehen wurden wieder etwas schwächer.
Etwas beleidigt verließ ich den Pool, denn darin war es derart angenehm und ich liebe es im Allgemeinen sehr, zu baden. Aber das war wohl das Problem. Ich war nicht mehr ganz bei der Sache. Danach konzentrierte ich mich auf Dinge oder Handlungen, von denen ich wusste, dass sie mich weiterbringen würden. Wie z.B. das Kreisen meines Beckens auf dem Gymnastikball oder das Herauf- und Herunterlaufen auf unserer Treppe.
Gesagt, getan. Die Wehen wurden immer stärker und irgendwann war ich in einer völlig fremden Dimension, in der sich in meinem Kopf nur noch die Geburt abspielte und alles andere komplett ausgeblendet wurde. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, glaubte ich an Monikas Reaktion zu erkennen.
Kurz vor der Geburt: Das kräftezehrende Warten auf die EINE Wehe
Die letzten Stunden zogen sich scheinbar endlos. Ich probierte zwischen verschiedenen Geburtsstellungen hin- und her: Vierfüßler, Hocke, im Liegen… Der Muttermund war bereits auf zehn Zentimeter geöffnet. Doch der Kopf meiner Tochter lag wohl noch nicht korrekt im Geburtskanal und so versuchte ich sie mit aller Kraft „herauszuarbeiten”. Irgendwann kam bei mir der Punkt der Frustration, wo ich mich nur noch innerlich fragte: Warum kommt sie nicht?!
Ich wurde wütend, weil meine Kräfte schwanden und ich ja schon „alles Mögliche” versucht hatte. Irgendwann fing ich inmitten der Presswehen sogar an, diesen Missmut lautstark zum Ausdruck zu bringen. Da fielen mehrere Sätze à la „Komm doch endlich raus!”.
In den letzten Zügen der Austreibungsphase merkte ich plötzlich, wie ich unaushaltbare Schmerzen im Rücken bekam und mich in bestimmten Positionen kaum noch bewegen konnte. Auch das trug noch zusätzlich zu meiner Erschöpfung bei.
Drei bis fünf Wehen, bevor unsere Tochter das Licht der Welt erblickte, gestand ich mir kurz ein: Ich kann nicht mehr. Obwohl ich vorher so gekämpft hatte. Ganz kurz blitzte in mir der Gedanke auf, ob wir vielleicht doch noch ins Krankenhaus müssten, weil ich es nicht schaffe. Doch dann überkam mich eine derartige Hitzewallung wie ich sie in meinem Leben noch nie gespürt hatte. Mein Körper glühte und ich warf alle störenden Kleidungsstücke von mir.
Jetzt wurde es ernst.
Monika machte mir deutlich, dass sich etwas getan hatte. Den unerträglichen Schmerzen im Pobereich nach zu urteilen, lag sie mit dem Kopf mitten auf meinem Damm. Hätte meine Hebamme an dieser Stelle nicht gesagt: „Eine Wehe noch und dann hast du sie”, hätte ich vielleicht die Flinte ins Korn geworfen, so kraftlos war ich.
Doch dann kam sie wirklich und ich werde nie den Moment vergessen, wie Monika sie mir dann übergab und ich sie das erste Mal an mich drücken konnte.
Die besagten Freudentränen oder Tränen der Erleichterung blieben mir fern – warum auch immer, eigentlich bin ich ein sehr sentimentaler Mensch. Dennoch war ich vor Liebe, Glück und Stolz durchströmt, diese Geburt zumindest körperlich alleine bewältigt und ein völlig gesundes Kind auf die Welt gebracht zu haben. (Für die mentale Unterstützung sorgen zwischenzeitlich ja deine Hebamme und dein Partner).
So wie ich es wollte: Ohne Medikamente, ohne Eingriffe, auf natürlichem Wege. Das Einzige, was ich eingenommen hatte, waren fast ausschließlich homöopathische Mittel (dazu wird es noch einen eigenen Artikel geben).
Nach der Geburt: Unser Kind ist da. Das war es doch, oder?
Das Gröbste hatte ich nun hinter mich gebracht. Doch ich wusste, dass die Plazenta sich zeitnah auch lösen und ebenfalls „geboren” werden musste.
Ein wenig Bammel bereitete mir der Gedanke daran schon. Denn zuvor erzählten mir Bekannte ihre Anekdoten über nicht vollständig abgelöste Plazenten und damit verbundene starke Blutungen.
Aber meine Angst war völlig unbegründet: Nach ca. 30 Minuten kam sie dann und ich hätte ich im Leben nicht gedacht, dass sie derartig groß ist. Sie war fast so groß wie unsere Tochter selbst (lacht).
Als auch das geschafft war, fühlte ich mich erleichtert, aber auch unendlich erschöpft. Ich konnte mich aufgrund der Rückenbeschwerden später kaum bewegen, was mir unter der starken Hormonausschüttung während der Geburt natürlich nicht mehr auffiel.
Das erste Mal Pipimachen nach der Geburt
Nach der Geburt und einer kurzen Kuschelphase sollte ich unter die Dusche hüpfen, um das Blut abzuwaschen und das erste Mal Wasser zu lassen. Monika war bei mir, als mich beim Duschen während des Wasserlassens ein stechender und brennender Schmerz durchfuhr. Mit dieser Art von Schmerz konnte ich in dieser Situation überhaupt nicht umgehen und mir wurde schwarz vor Augen.
Noch rechtzeitig konnte ich Monika Bescheid geben und sie gab mir Bachblüten-Notfalltropfen (unbezahlte Werbung), die rasch wirkten und auch in den Folgetagen meine ständigen Begleiter auf dem Weg ins Badezimmer sein sollten.
Ich muss sagen, dass mich das anschließende Wasserlassen aufgrund der Art und Weise des Schmerzes fast mehr „traumatisierte” als die eigentliche Geburt. Es ist zumindest bis jetzt als unglaublich furchtbare Erinnerung in meinem Gedächtnis abgespeichert; die Presswehen fast vergessen.
Mein Fazit
Insgesamt war die Hausgeburt für mich die reinste Achterbahnfahrt der Gefühle: Aufregung, Anspannung, Wut, Verzweiflung, Frust, Freude, Erleichterung, Entspannung. Alles war dabei.
Aber sie war auch eine bewusstseinserweiternde Erfahrung, da man seinen Körper in einer der extremsten Situationen, die eine Frau in ihrem Leben wohl durchmachen kann, kennenlernt: Seine Grenzen und auch seine unglaublichen und ungeahnten Kräfte.
Letztere können sich meiner Meinung nach erst dann richtig entfalten, wenn man den Körper auch wirklich seine Arbeit machen lässt (er weiß instinktiv, was zu tun ist) und nicht eingreift. Das gilt natürlich nicht für Notfallsituationen!
Ich war extrem froh, zuhause in meinem gewohnten Umfeld gebären zu können. Der Nerv, den ich mir am Ischias „einklemmte” – der sich quasi vorschob, um einen Bandscheibenvorfall zu verhindern – und der leichte Dammanriss machten mir allerdings einen kleinen Strich durch die Rechnung. Denn dadurch konnte ich die darauffolgenden zwei Wochen nur gebückt gehen und kaum sitzen.
Zum Glück habe ich einen fürsorglichen Partner, der mich sehr entlastet hat. Und eine wunderbare Osteopatin, die mich in einem Hausbesuch zwei Tage nach der Geburt mit gezielten Handgriffen und einem Tape am Rücken wieder „zusammenflickte”.
Die Angelegenheit mit meinem Rücken wäre vermutlich so oder so passiert. Egal, wo ich entbunden hätte. Und so gesehen war mir mein Zuhause dafür immer noch der liebste Ort.
Dazu muss ich vielleicht noch sagen, dass ich den Großteil der Schwangerschaft über allgemein oft angespannt und verspannt war. (Kleine Info dazu: Ich war während der Corona-Hoch-Zeit schwanger.) Vielleicht waren es auch einfach die extremen Krafteinwirkungen insbesondere auf meinen Ischias, die zu diesem Phänomen geführt haben. Oder ich hatte eine mir unbekannte Vorgeschichte mit dem Rücken. Woran es aber im Endeffekt wirklich lag, kann man nicht sagen.
Alles in allem war die Hausgeburt für mich nach wie vor die richtige Entscheidung und ein unfassbar prägendes Erlebnis (im positiven Sinne), das ich immer wieder so wiederholen würde. Ich bin dankbar, dass meine Tochter auf diese Art und Weise im trauten Heim zur Welt kommen konnte – und nicht in einer überfüllten und hektischen Geburtenhalle mit ständig wechselnden „Bezugspersonen“.
Disclaimer zum Thema Hausgeburt:
Jede Frau ist anders und hat eine andere Schmerzempfindung, individuelle Schmerzgrenzen und unterschiedliche Schmerzbewältigungsstrategien. Zudem geht jede Frau mit einer anderen Grundkonstitution (d.h. mit oder ohne seelische und/oder körperliche Vorbelastungen) in die Geburt. Meine Schwangerschaft war von Anfang bis Ende körperlich eine unkomplizierte und risikoarme Schwangerschaft, weshalb ich diesen Weg genauso gegangen bin.
Disclaimer zum Thema Frauenärzte/Hebammen:
Meine widergespiegelte Erfahrung muss nicht auf alle Kooperationen zwischen Frauenärzten und (Hausgeburts-)Hebammen zutreffen. Es gibt sicherlich sehr angenehme Zusammenarbeiten zwischen den beiden Parteien, bei denen die Vorstellungen der Schwangeren im Vordergrund stehen. Bei mir und auch in meinem direkten Umfeld war das aber leider nicht ganz der Fall. Dennoch ist mir bewusst, dass eine gynäkologische Praxis wirtschaftlich handeln muss und sich u.a. aus dieser Perspektive nicht mit ein bis drei Behandlungen zufrieden geben kann. Hinzu kommt, dass die meisten Frauenarztpraxen fest mit einer oder mehreren Hebammen zusammenarbeiten und eine Betreuung durch diese Hebamme(n) bevorzugen.
Dieser Beitrag gibt meine subjektiven Erfahrungen und Ansichten wieder, die nicht generalisierbar und als übertragbar auf andere Personen und Situationen zu betrachten sind.
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